Vielleicht etwas off topic, vielleicht auch nicht.
Ich war heute in der Bibliothek für Totalistarismusforschung. Bekanntermaßen befasse ich mich mit Dummheit und Wahn. Ein Subfrage ist, ob Dummheit selbstverschuldetist, was mit der Frage nach dem freien Willen konform geht. Ebenso tauchte die Frage auf, ob man Böses/Gemeines unwissentlich tun kann.
Kleiner Einsprengler für Rico: Die These steht, dass Schuld nur ein Metapher für selbstverschuldete Dummheit darstellt.
Man sieht also die üblichen verdächtigen Themen sind wieder vorhanden.
Ich war wieder mal in der Bibliothek, weil mich die Frage der Uni-form interessiert hat. Dabei bin ich über die Katalogsuche wieder auf andere Themen gekommen.
Damit man weis worum es geht:
Die Moral der Nationalsozialisten, Anatomie des totalitären Denkens: Kommunistische und nationalsozialistische Weltanschauung im Vergleich, Ideologie und Moral im Nationalsozialismus, Nationalsozialistische Ideologie und Ethik, Täter mit gutem Gewissen: Über menschliches Versagen im diktatorischen Sozialismus, Verführung und Anpassung: Zur Logik der Weltanschauungsdiktatur.
In diesen Bücher geht es entscheidend um Denkmuster und Rechtfertigungsstrategien, was keineswegs auf das Handeln in solchen Systemen beschränkt ist. Aber in solchen Systemen ist Dummheit und Aberwitz extrem auffällig und es liegt emphirisches Material vor, was eine Systematik erlaubt. Das hatte ich vorher so nicht auf dem Radar. Es ist allerdings recht viel Material, mit erheblichen Überscheidungen und ich will mich auch nicht verzetteln.
Ein Teil der Bücher habe ich bestellt, andere durchgesehen und mir ein paar Kopien gemacht. Das Inhaltsverzeichis des Buches Anatomie des totalitären Denkens wirkt bereits wie ein Katalog entsprechender Denkmuster, weshalb ich das kopiert hatte. In den Überlegungungen wie ich mit dem Material umgehe, fiel mir etwas auf. Diese Denkmuster entsprechen durchgängig Kriegstaktiken.
Nun hatte ich auch das Buch gelesen: Disziplin: Soziologie und Geschichte militärischer Gehorsamsproduktion
Persönlich habe ich Erfahrung mit der DDR-Armee und mit meiner Stasiakte konnte ich auch einiges über die verborgenen Mechnismen aufhellen. Ich hatte ein recht gutes Buch über die Zustände in der NVA gelesen und dabei festgestellt, dass meine recht schillernde Biographie in dieser Zeit kein Zufall war, sondern einem Muster folgte und geradezu Lehrbuchartig verlaufen ist. Bisher ging ich davon aus, dass vieles auf der allgemeinen Verrottung eines solchen Systems lag, ergo an der Dummheit. Aber das ist Mitnichten so. Vielleicht dazu etwas. Die NVA war nicht kriegstauglich, dass war gar nicht ihre Aufgabe. Es war ein desolater Laden, welcher zusammengeschossen worden wäre, weil es überhaupt keine Führungskultur gab. Das war auch nicht der Sinn dieser Armee. Der Sinn dieser Armee war ein völlig anderer. Es war eine feingeschliffener Apparat, welcher gegen das eigene Volk installiert wurde. Ein Besonderheit war, dass ein Negativauslese bei jungen Leuten vorgenommen wurde. Im Sinne eines Interesses an Machterhalt, wurden die Leute demoralisiert, eingeschränkt, zerstört, welche über Führungsfähigkeiten verfügten. Ein Auswahlkriterium für den Aufstieg, auch nach der Rückkehr ins Berufleben und Studium war die Korrumpierbarkeit und die Bereitsschaft zum idelogischen Mitlügen, zur Verstellung und zur Hinterlist. Die Farm der Tiere läßt grüßen. Insofern war die Armee tatsächlich die Schule der Nation, bloß eben anders als gedacht.
Es ist völlig plausibel, dass eine Machtelite die Leute aussiebt, welche gefährlich werden können. Das sind die Leute, welche zur Führung mental fähig sind.
Das ist eine alte Geschichte. Herrschaft braucht Militär, aber Militär beinhaltet eine Macht, welche die Herrschaft bedrohen kann. Militär muss demnach unter Kontrolle gehalten werden. Bis in die Neuzeit hinein, war die Unterhaltung einer Armee von drei Dingen geplagt. Geldnot, Dessertation und Meuterein. Erst im 19. Jh konnte das einigermaßen befriedigend geregelt werden.
Man muss sich klar machen, dass Armeen dem Abbau von Bevölkerungsüberschüssen dienen. Das tritt bereits durch die Dezimierung der Soladaten ein, wobei es egal ist, ob es eigene oder gegnerische Soldaten sind. Überbevölkerung bedroht die Herrschaft. Siehe Syrien, wo sich die Bevölkerung seid 1945 verzwanzigfacht hat.
Selbst Landeroberung oder die Abwehr einer Invasion ist eine Frage der Überbevölkerung, entweder im eigenem Land oder eben im Land des Angreifers.
Seid dem Haufen in den Bauernkriegen drehte sich die komplette Militärtheorie nur um diese drei Punkte. Geldnot, Dessertation und Meuterein. Alles ist eng verwoben. Dessertation und Meuterein erfolgen wegen schlechter Besoldung, und können nur mit Geld befriedet werden. Das Problem der Revolten ganzer Armeen kann man nur mit Geld regeln, was regelmäßig der Fall ist, weil man keine Truppenkontigente zur Niederschlagung mobilisieren kann, was ja Geld kosten würde.
Man hat keine Vorstellung, welch große Rolle diese Themen spielten. Die ganze Linientaktik, das Exerzieren usw. war militärisch recht sinnlos, aber erfolgreich um Armeen überhaupt in den Griff zu bekommen. Der Gegner hatte das gleiche Problem, weshalb alle nach den gleichen Regeln spielten.
Der Idealzustand war also, dass Soldaten freiwillig nicht wegliefen. Gehirnwäsche, was starke Analogie zum Maschinenarbeiter aufweist. Das setzte sich fort bis ins 20. Jh.
Die Wehrmacht war die erfolgreichste Armee der Weltgesichte mit der höhsten Kampfkraft. Darüber habe ich ein Studienbuch. Das lag einfach an einer extrem ausgefeilten Organisation, welche vor dem Krieg von psychologsich durchdacht wurde. Nach dem Desaster des Viatnamkrieg haben die Amerikaner das systematisch untersucht und die Gründe erkundet. Die Wehrmacht hatte z. B. kaum Fälle von Kriegspsychosen zu verzeichnen, was im WK1 ein großes Problem war. Der Grund waren angewandte Psychologie.
Nun wurde z. B. die NVA von Wehrmachtsoffizieren aufgebaut und die Erfahrungen des WK2 lagen ja vor, trotzdem wurde ein völlig anderer Typ Armee kreiiert, was verständlich ist, wenn man die spezielle Aufgabe in einem Atomkriegszeitalter beachtet. Ich will mal auf etwas hinweisen. Es war typisch, dass Wehrdientsleistende regelmäßig weit weg vom Wohnort stationiert wurden. Ebenso wurden Soldaten im Grundwehrdienst erst recht spät eingezogen. Häufug erst mit 24 bis 26 Jahre, genau zu dem Zeitpunkt, wo DDR-typisch schon 2 Kinder vorhanden waren. Urlaub gabe so gut wie gar nicht und die Soldaten wurden wie Gefangene gehalten. Familienfreundlich war das nicht, verursachte diese Praxis doch übermäßig häufig eine Zerstörung der Beziehungen. Es ist typisch für totalitäre Systeme, dass genau das Gegenteil gemacht wird, was propagiert wurde. Das kann jeder leicht überprüfen. Hitler wollte Deutschlabd z. B. groß machen und hat es Kleiner gemacht. Das trifft auf nahzu alles zu. Die Ganze offizielle Familienförderung der DDR, zielte in Wirklichkeit auf die Demolierung der Familien hin. Denn intakte Familie sind ein natürliches Gegengewicht zu totalitärer Herrschaft. Die Männer wurden weggesperrt, dafür gab es dann staatliche Krippen ab der 6 Lebenswoche.
Jeder naive Beobachter wird zu der Schlußfolgerung kommen, dass solche Praktiken den angeblichen Zielen zuwiederlaufen. Tatsächlich sotzt man dabei einer Lüge auf. Das Ziel einer Armee ist nun mal in erster Linie zur Niederhaltung der Bevölkerung und die Sicherung einer korrupten Herrschaft. Einzelteile mögen dumm aussehen und auch so funktionieren, aber hinter solchen Feststellung steckt eine Unwissenheit über die wahren Motive, welche nict mal zentral Durchdacht werden müssen, sondern sich durchaus in einem selbstregulierenden Prozess einstellen.
An diesem Beispiel wird deutlich, was ich über die Impfungen geschrieben habe. Impfung sind nur dann dumm und unsinnig, wenn man der Propaganda der Impfbeführworter aufsitzt.
Ich möchte erwähnen, dass die Impfärzte im 19 Jh Militärärzte waren, was bis in die 20iger Jahre des 20 Jh reichte. Auch das Kinder Impfungen nicht überlebten, wurde keineswegs als ugewöhnlich angesehen und im Sinne einer Eugenik als unumgänglich angesehen.
Zur Impflogik. Das Problem jeder Kriegsführung ist der Verschleis vitaler Menschen. Das war Herrschern und Gelehrten bewußt. Zuletzt Hitler beklagte sich, dass die tapersten und gesündesten Männer, die Elite des Volkes im Kampf fällt, was langfristig zur Degenerierung eines Volkes führt. Das ist keineswegs eine neue Sichtweise. Das war für Militärtheoretikern usw. schon immer ein schwacher Punkt.
In jedem Fall sind die Euthanesiermaßnahmen im Rahmen der Aktion T4 in diesen Zusammenhang zu stellen. Auch die Judenverfolgung bezieht daraus ihre Schärfe. Entsprechende Äußerungen und Zusammenhänge sind überliefert.
Jeder kann zur Eugenik und zur Euthanasie googeln und wird sich wundern, dass das einst und überall mal höchst salonfähig war.
Impfungen sind absolut nur im Zusammenhang mit Kriegsführung zu verstehen.
Der Krieg ist der Vater aller Dinge. Und Krieg ist Frieden.
Das gleiche gilt für Dummheit und auch für Wahn.
Zur Ergänzung:
Ich war Zeitsoldat in der NVA. Unteroffizierschüler wurden regelmäßig ein halbes Jahr unter sehr strengen Bedingungen hart gedrillt. Ich was bei der Infantrie. Den Film Full Metal Jacket halte ich für einen Lacher. In jungen Jahren nimmt man es sportlich, bildet Notgemeinschaften und denkt sich einen Status erwerben zu können. Nach Kommandierung wurde man demoralisert und war mit unmöglichen Aufgaben konfrontiert, nämlich der Durchsetzung von Befehlen ohne entsprechende Rückendeckung seitens der Offiziere. Gegen Befehls- und Gruppenverweigerung der Soldaten war man hilflos und wurde dafür bestaft. Man mußte Strategien entwickeln, dass man in dem scheinbaren Wahnsinn überlebt. Einerseits war man verachteter Insasse der Anstalt, auf der anderen Seite Teil des Bewacherapperates, weshalb Unteroffiziere auf Zeit von den Soldaten auch als Kapo bezeichnet wurden. Wie im KZ. Bereits mit 18, 19 Jahren wurde man auf das schmerzlichste mit der wahren Realität des Systems bekannt. Es agierte gegen ein. Sicher gab es ruhige Posten, aber Zeitunteroffiziere mit Führungsverantwortung befanden sich in einer schlimmen Lage.
Nun wurde der Zeitdienst als notwendige Voraussetzung für ein Studium angesehen.
Aus meinem Erfahrungsraum kann ich bestätigen, dass in meiner Seminargruppe 4 Zeitsoldaten zum Studium angemeldet waren, aber die andere 3 nicht mehr angetreten sind. 75% Ausfall. Die Entlassungen aus dem Militärdienst erfolgten auch erst zwei Monate nach Studiumbeginn, sodass man nach 3 stumpfsinnigen Jahren noch durch den Nachholbedarf geschädigt wurde.
Dieses Schema konnte ich nachlesen, auch, dass viele Abiturenten sich nach dieser Erfahrung von einer Karriere in diesem System verabschiedet habe. Kein Problem hatten Angehörige der Stasi-Wachregimenter, Stabslakeien, Techniker und Leute welche man zu Kriegszeiten als Etappenschweine bezeichnete.
Warum macht ein System sowas? Naja. Sie wollten gute Leute eben nicht. Leute die das System zum Wanken bringen könnten.
Ich persönlich habe mich durchgebissen und wurde kurz vor meinem Dienstende zum Gemeinen degradiert unter dem Vorwurf, ich wäre der illegale Batallionskommandeur. Ich kann in meiner Stasiakte nachverfolgen, was mir intern zum Vorwurf gemacht wurde. Im Grund die Sache, die man bei einer Armee erwarten würde. (Ich bin in ordentlicher Uniform rumgelaufen und nicht wie ein verlotterter Lump, wie eine preußischer Unteroffizier; habe Sport gemacht; nicht gesoffen; war der einzige; der was vom Militär verstanden hatte; war zu klug; habe bei den Untergeben einen dominierende Stellunge eingenommen und menschliche Autorität, was man ja eigentlich als Vorgesetztrer haben sollte usw.) Meine halbkrimminellen Aktivitäten. mein Allüren, die Anpassung an die Korruption hätten mich für 100 Jahre ins DDR-Gefängsnis bringen können. Das war kein Thema in meiner Akte, ergo erwünscht.
Im Zuge dieser Aktion habe ich ein riesigen politischen Skandal bis hoch zum Minister ausgelöst, für denen die ganze Hierachiekette nach oben bestraft wurde. Ich nicht, weil ich in diesem Fall systemgerecht herausgelogen hatte, was aber so hanbüchisch, unglaublich und durchschaubar war, dass es einem Witz gleich kommt. Darauf kam es an. Insofern wurde mir dann der Weg zum Studium wieder geöffnet, obwohl ich zum Schluß in den Fängen der Stasi HA IX war. Das hat mich damals schwer gewundert. Das war dann wohl die Frontbewährung.
Im Frühjahr 1989 wurde ich vor ein FDJ-Tribunal gestellt und mir voirgeworfen, dass ich kein FDJ-Hemd anhabe, wo mir die Arbeiterklasse doch ein Studium bezahlt. Da habe ich gesagt "Du Arsch hast das vor 5 Minuten auf dem Klo angezogen". Damit wurde ich im Fach Marxismus-Leninismus exmatrikuliert.
Lügen, Heucheln, Betrügen und Dummsein gehörte eben dazu. Im Oktober 1989 habe ich den selben Typen auf einer Demo mit einem Anti-Krenz-Bild gesehen. WTF.
Bei dem hatte die Pockenimpfung wohl angeschlagen.